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Erschienen am
31.7.2016

Health 2.0 – die 4 Trends von der europäischen Konferenz

Gunther Tutein

Auch dieses Jahr trafen sich in Barcelona wieder Start-ups und Kapitalgeber, damit die erfolgreichsten Ansätze weiter gefördert werden können. Was sind die Trends darunter?

Auch dieses Jahr trafen sich in Barcelona wieder Start-ups und Kapitalgeber, damit die erfolgreichsten Ansätze weiter gefördert werden können.Darüber, welches Start-up sich langfristig durchsetzen wird, lässt sich herrlich diskutieren und spekulieren. Diesen Gedanken will ich mich gar nicht anschließen, sondern vielmehr aufzeigen, was die Trends darunter sind.Kurz noch ein paar Eckdaten der Health 2.0: Es präsentieren dort 50 Startups, es kommen 600 Besucher, und das Spektakel dauert 3 Tage. Damit ist es in Europa das größte Healthcare Event dieser Art.Ich betrachtete die Startups bezüglich folgender Fragen:

  • Was bekomme ich hier zu sehen, das es 2015 so noch nicht gab?
  • Welche interessanten Ansätze werden gezeigt?

Meine Erkenntnisse lassen sich in vier Punkten zusammenfassen:

1. Digitale Assistenten trauen sich Therapieempfehlungen zu geben

„Onelife Baby“ ist ein schönes Beispiel. Die App richtet sich an werdende Mütter. Damit treffen sie gerade beim ersten Kind auf ein Publikum mit vielen Sorgen, Fragen, und dem Wunsch, alles richtig zu machen.Das Besondere an dieser App: Sie traut sich Therapieempfehlungen zu geben! Sie ist damit auch als Medizinprodukt klassifiziert. Meine These: Wir werden in den nächsten Jahren noch viel mehr Apps sehen, die den Patienten tatsächlich beraten und führen, statt ihm nur Informationsmaterial zu geben.

https://www.onelife.meWer werden die Ersteller dieser Apps sein? Vermutlich nur in den wenigsten Fällen die Industrie.

2. Wir sehen mehr künstliche Intelligenz, die selbst urteilt

Wer sich mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigt, kommt an Google, Microsoft und Facebook nicht vorbei. Es ist schön zu sehen, dass es nun deutlich mehr Startups gibt, die wirklich Expertensysteme auf Basis gigantischer Datenmengen bauen. Mint-LABS ist nur eines davon. Dieses interpretiert Brain Scans und macht damit den Job eines Radiologen.Dass Microsoft und Google ihre KI-Entwickler-Tools zur freien Verfügung gestellt haben, dürfte diesen Trend noch weiter befeuern. Ich denke, auch davon werden wir in den nächsten Jahren noch deutlich mehr sehen.

http://www.mint-labs.com

3. Das geschlossene Software-Ökosystem wird real

Aktuell ist die ganze Wearables-Szene eher etwas für Leute, die an sich selbst herumprobieren, und wenig relevant für den Arzt. Das liegt an der „Datenwand“ zwischen Patient und Arzt.Roche ändert dies mit „Emminens“. Damit erhält der Arzt tatsächlich Zugriff auf meine konkreten Patientendaten als Diabetespatient. Er sieht, was ich zu Hause oder unterwegs gemessen und mit meinem Smartphone registriert habe.Aus Patientensicht ist das ein riesiger Mehrwert, denn ich muss nicht noch einmal alles erzählen. Für den Arzt stellt es ebenso einen Mehrwert dar, denn er kann mich anhand echter Daten beraten und nicht ausschließlich anhand meiner Geschichten. Die Software nimmt ihm sogar das Interpretieren der Daten teilweise ab.Aus Sicht des Herstellers der „AccuChecks“, also der Blutzuckermessgeräte, ist es natürlich eine tolle Art und Weise, den Markt zu zementieren. Denn plötzlich schafft Roche große Ausstiegshürden für Patienten, ihre Geräte und Software zu wechseln. Auch für einen Anbieter, der neu in diesen Markt möchte, ist dies eine ordentliche Einstiegshürde: Er muss nicht nur ein Gerät auf die Beine stellen und vermarkten, sondern er muss auch noch Arzt und Patient für seine Software gewinnen. Das dürfte nicht einfach sein.Auch hier denke ich: Von dieser Art Modell mit Software-Ökosystemen für Patient und Arzt werden wir noch mehr sehen. Ich bin gespannt, wie offen die Softwareplattformen auf Seite des Patienten und des Arztes sein werden.

4. Die Globalisierung erreicht unseren deutschen Alltag

Aktuell kann man zu fast 100 % davon ausgehen, dass ein deutscher Patient auch von einem Arzt in Deutschland behandelt wird. Von Globalisierung ist im Alltag nicht viel zu spüren.„Superdrug“ geht einen für mich interessanten Weg. Sie setzen einfach auf dem UK-Modell von „Dr Ed“ auf, der mir als Arzt über das Telefon Viagra verschreiben und zuschicken kann. Und soweit das Medikament durch meine deutsche Kasse erstattungsfähig ist, wird es auch erstattet. Superdrug bietet natürlich mehr als nur Viagra an.So lange eine solche telefonische Verschreibung von rezeptpflichtigen Medikamenten für unsere deutschen Kassen und Apotheken bindend ist, so lange kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dieses Modell an Umsatz deutlich zunehmen wird.

https://onlinedoctor.superdrug.com

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann ich sagen, dass fast alle Start-ups in Barcelona bemüht waren, dem Patienten zu helfen, sich immer weiter selbst zu diagnostizieren und zu behandeln. Wenn man das konsequent weiterdenkt, dann landet man bei diesem Bild:

Das Bild ist natürlich überzogen – aber Ansätze davon werden wir tatsächlich erleben. Ob man das nun gut findet oder nicht.Viele Grüße,Gunther Tutein

Gunther Tutein

Gunther Tutein

ist geschäftsführender Gesellschafter bei Spirit Link. Sein Antrieb ist es, durch den strategischen Einsatz digitaler Kanäle das Marketing im Gesundheitswesen zu verbessern. Für ihn ist ein guter Tag, wenn er einem Healthcare-Kunden einen neuen Impuls für sein Marketing geben konnte, mit dem er die Zielgruppe vom Hocker reißt. Die Zukunft gehört für ihn Strategien, die digitale und klassische Marketing-Kanäle optimal miteinander verbinden.

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